Am besten geht es mir -Jetzt-

22. November 2020 Allgemein

Die Welt befindet sich gerade in einem Ausnahmezustand. Viele von uns sind Existenzängsten ausgesetzt, müssen mit enormen Veränderungsprozessen zurechtkommen und finden kaum noch den Wegweiser zu dem Ziel, das sie eigentlich einst im Visier hatten. Als ich im Zen-Kloster lebte, hat mir ein guter Bekannter, der privat und gesundheitlich gerade mit schwierigen Schicksalsschlägen konfrontiert war, einen weisen Satz mitgegeben, der bis heute regelmäßig in meinem Kopf Widerhall findet. Er hat gesagt: “Weißt du Maria, wenn es mir am schlechtesten geht, dann geht es mir eigentlich am besten.”

“Wenn es mir am schlechtesten geht, geht es mir eigentlich am besten.”

Zu dem Zeitpunkt, an dem mir mein Bekannter diesen Satz gesagt hatte, verstand ich kaum, was er damit meinte, und ich nahm wahr, dass ich selbst noch meilenweit davon entfernt war, diese Weisheit in meinen Alltag transferieren zu können.

Seit dem damaligen Erlebnis jedoch muss ich automatisch, jedes Mal wenn es mir schlecht geht, an diesen Satz denken. Wenn ich mich dann innerlich frage, ob es denn möglich sei, dass es mir jetzt gerade tatsächlich am aller besten gehe, passiert häufig etwas Erstaunliches. Meine innere Haltung verändert sich. Ich trete heraus aus der Position des ‘Opfers’, das sich einer Situation ausgeliefert fühlt, und ich erkenne mich als Lernende, der eine neue Wachstumsaufgabe geschenkt wird. Ein tiefes Vertrauen öffnet sich in mir, das mir versichert, dass jede Aufgabe die ich gestellt bekomme, nur gerade so groß ist, wie ich sie auch bewältigen kann. Und ich spüre eine Dankbarkeit für die Lebensumstände, die es mir erlauben, diese Herausforderung zu meistern.

Nicht jedes Problem löst sich automatisch dadurch, dass man es anders beleuchtet. Aber die Änderung des Blickwinkels führt zu einer Annahme dessen was ist. Die neue Sichtweise öffnet die Tür zur Akzeptanz der Umstände, welche es dann erlaubt, erhobenen Hauptes weiterzugehen, anstatt in den Tiefen des Selbstmitleides zu ertrinken.

Mit dieser Einstellung werden unsere Rivalen zu Lehrern. Egal ob es sich dabei um Krankheiten handelt, um zwischenmenschliche Konflikte oder um äußere Umstände, die uns das Leben schwer machen. Wenn wir uns erlauben inne zu halten, hin zu spüren und uns zu fragen, was denn wirklich gerade das Problem ist, was in uns angerührt wird und welche Muster oder Glaubenssätze vielleicht gerade bedient werden, dann kann jede Schwierigkeit im Leben dazu führen, dass wir Schritt für Schritt näher zu uns selbst kommen. Uns selbst mehr erforschen, besser kennen- und lieben lernen.

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